Ré Soupault: Katakomben der Seele
Der Flüchtende gerät an einen neuen Ort, unvorbereitet - eine Herausforderung für ihn wie für den Gastgeber. Kein Land, keine Zeit in der sie nicht bestanden hätte, so auch in der Geschichte der BRD. Um daran zu erinnern, veröffentlicht Manfred Metzner eine Reportage aus dem Nachlass der Fotografin und Journalistin Ré Soupault (1901-1996). Manfred Metzner wird die Reportage vorstellen, ihren Entstehungskontext erläutern und eine vielseitig begabte und engagierte Frau porträtieren, die sich nicht scheute, an Orte zu gehen, von denen die meisten sich kein Bild machen wollen. Ré Soupault reiste 1950 nach Schleswig-Holstein, Niedersachsen und Bayern. Sie besuchte Flüchtlingslager, führte Gespräche mit den Verantwortlichen der Lager, mit Politikern, mit Flüchtlingen und Vertriebenen. Sie beschreibt die erschütternden Zustände in Massenunterkünften, berichtet über neue Flüchtlingssiedlungen, schreibt über Heimatverlust und die Hoffnungen für einen Neuanfang. Wer heute diese Reportage liest, kann dieses Urteil nur teilen. Ré Soupaults Text ist von besonderer Klarheit, an Fakten orientiert und gleichzeitig ein bewegendes Zeit-Zeugnis einer Frau, die 1928 Deutschland verlassen hatte und danach nur noch für kurze Besuche dorthin zurückkehren wird. Ihre Fotografien schließen an ihr großes fotografisches Werk aus den 1930er und 1940er Jahren an. Ihr Text ist erschreckend aktuell im Vergleich zu den heutigen Reportagen über das Schicksal der Flüchtlinge aus Afrika und Syrien.