Tela Tchaï: der vergessene Filmstar aus der Minderheit
Die Kritiker verglichen sie mit Greta Garbo oder Marlene Dietrich. Gefeiert wurde sie in etlichen Artikeln überschwänglich als „sensationelle Besetzung“ und „schauspielerisches Naturtalent“. Und unter den begehrten Sammelbildern einer deutschen Zigarettenfabrik fand sich ihr Foto gar neben dem der Stummfilm-Ikone Asta Nielsen. Dennoch ist die französische Actrice Tela Tchaï, die aus einer Manouche-Familie stammt, heute nahezu vergessen. Mit Die Herrin von Atlantis des österreichischen Regisseurs Georg Wilhelm Pabst aus dem Jahr 1932 wird ihr wohl bekanntester Film in einer gerade restaurierten, digitalisierten Fassung gezeigt. Im Anschluss berichtet der Bielefelder Germanist Prof. Klaus-Michael Bogdal im Filmgespräch von seiner akribischen biographischen Spurensuche. Dabei offenbart er faszinierende Details aus dem Leben der Schauspielerin, die 1909 als Martha Winterstein im französisch-deutsch-belgischen Grenzgebiet geboren wurde. Faktisch beendet wurde die Karriere von Tela Tchaï durch den Einmarsch der Wehrmacht in Frankreich im Mai 1940. Allerdings liegt auch ihre zweite, durchaus erfolgreiche Karriere als Malerin weitgehend im Dunklen. Der Filmstar starb 1993 in Saint-Tropez.