Cartage, encore - Karthago, immer wieder von Jean-Luc Lagarce
Jean-Luc Lagarce ist einer der meistgespielten Theaterautoren in Frankreich. Sein 1979 erschienenes Stück Cartage, encore spielt im sagenhaften Karthago, nahe dem heutigen Tunis, einer mythischen Stadt am Meer. Es steht in der Tradition des absurden Theaters der fünfziger Jahre in Frankreich. Explizit beruft sich Lagarce auf Ionesco, dessen Stücke er mit seiner Theatertruppe aufführt. Auch die Figuren in seinen eigenen Texten scheitern an ihrer Unfähigkeit, das Wesentliche auszudücken. Sie reden ohne Unterlass und haben sich doch nichts zu sagen.
In Cartage, encore sind es drei namenlose Personen, eine Frau und zwei Männer, die eingeschlossen in einer alten Kathedrale mit ihrer Sprach- und Beziehungslosigkeit ringen. Das ist komisch, skurril und rührend zugleich.
Das Drama erzählt ihren Kampf um die Freiheit. Die einzig verbliebene Verbindung nach draußen ist eine unerreichbare Öffnung hoch oben im Kirchturm, durch die der Sand rieselt, und ein Radio. Lagarce entwirft ein makabres Endzeitszenario. Das Meer ist überzogen von klebrigem, übel riechendem Schleim, Gras und Blumen auf der Erde sind lange schon künstlich, während die Stimme aus dem Radio kommendes Glück und ewigen Sonnenschein verspricht.
Wir schauen gebannt den Protagonisten zu, wie sie in glückliche Erinnerungen und rosige Zukunftsvisionen flüchten und das Misstrauen gegeneinander jeden ernsthaften Rettungsversuch vereitelt. Dabei wissen wir, sie müssen es schaffen: Die Welt steht auf dem Spiel.
Besetzung: David Biere; Arnaud Geiger; Nawel Herbrechter, Pia Keßler
Inszenierung: Antje Reinhard