„Nur“ eine Literaturverfilmung, werden Filmkritiker sagen, - aber was für eine! -setzen wir dagegen. Flauberts Meisterwerk, das ihm 1857 genau wie Baudelaire für seine Fleurs du mal einen Prozess wegen Blasphemie und Verunglimpfung der Sitten eingetragen hat, wird hier ebenso meisterhaft wie opulent in Szene gesetzt. Eine überragende Isabelle Huppert lässt uns die Fluchten der armen Emma Bovary aus der Ödnis ihrer Ehe in leidenschaftliche Liebesbeziehungen nachvollziehen, die sie letztlich ebenso einsam und unbefriedigt zurücklassen wie den armen Landarzt Charles Bovary, der die Ursache ihres ennui ist. Chabrol, selbst ein großer Leser und Spezialist der „mœurs de province“, wahrt Flauberts Sprache, etwas anderes wäre auch nicht vorstellbar, hat dieser doch die französische Sprache mit seiner rhythmisierten Prosa in nie wieder erreichte Höhen geführt. Er nimmt für sich in Anspruch, den Film so inszeniert zu haben, wie Flaubert ihn gedreht hätte, hätte diesem statt einer Feder eine Kamera zur Verfügung gestanden. Genial bis in die letzte Nebenrolle.
Einführung: Barbara von Machui