1958, 93 Min.
mit Jeanne Moreau, Alain Cuny, Jean-Marc Boy, Josè-Louis Villalonga
Der Film ist die zweite Fusion der Talente von Malle und Jeanne Moreau, die hier auch noch privat ein Dream-Team sind, und eine großartige Hommage an Jeanne Moreaus Schönheit und Talent.
Als der Film 1958 gezeigt wurde, galt er als Pamphlet der freien Liebe, die sich gegen bürgerliche Lebensformen und Konventionen wendet. Die Figur der Jeanne Tournier wurde in der literarischen Tradition der Flaubertschen Madame Bovary gedeutet. Katholische Kreise in Europa bemühten sich um ein Verbot des Films, in dem expliziter Ehebruch mit Erweckung und Erlösung gleichgesetzt wurde. Die deutsche Fassung wurde um fünf Minuten gekürzt.
Die Liebe wird als Naturgewalt gezeigt: Gleißendes Mondlicht, aufgelöstes Haar, ein weiß wallendes Gewand, eine Kahnfahrt der Liebenden sind optische Metaphern gegen die Kälte, Leere und Oberflächlichkeit der mondänen Welt der Grossbourgeoisie, der sie entrinnen will. Zum Soundtrack von Brahms' Erstem Streichsextett treten die verwöhnte Jeanne und der mittellose Student, den sie erst wenige Stunden kennt, eine "Traumreise hinaus aufs Meer der Leidenschaft" an... Truffaut jubelt: "La première nuit d'amour au cinéma", Filmgeschichte also.
Einführung: Barbara von Machui